2021
ist Gabi Delgado schon länger tot. Und das, was er als Haltung mit Hilfe von Punk so lautstark und unachahmlich verkaufte? Nun, das lebt schon
wesentlich länger weiter - als bekannte Verpackung oder duftes Produkt. Ziemlich
angestaubt. Und sehr, sehr klein.
2021 ist das Private
pandemiebedingt in erster Linie wieder privat. Und plötzlich lautet die
Devise:
Hoppla, hier kommt "Ich"!
- und zwar in einem Maße, wie das Ego vielleicht
das letzte Mal in der eigenen Pubertät aufbegehrte und sich
hemdsärmelig den Weg in den Vordergrund freischob... Dieses Mal macht es aber eher
Angst, als dass es Befreiung verheißt.
Ja doch, die Pubertät hat ihren
Platz und Funktion in der späten Nachkriegsgesellschaft: Auf den Tisch klopfen, "Hallo! Hier kommt eine autonome Persönlichkeit! Zieht euch alle mal warm an...". So-tun-als-ob, was man nicht alles gecheckt hat und anprangert usw usw usw...
Für
den Pubertierenden alles ziemlich bedeutend und vermeintlich schrecklich wichtig.
Für die adressierten Erwachsenen, die das alles bitte permanent spiegeln
mögen, um sich in ihren Spiegeln überhaupt erkennen zu können, ziemlich nervtötend. Die Alten wissen
jedoch aus eigener Erfahrung: Das geht vorbei. Und irgendwie ist man auch heilfroh, dass diese Phase vorüber ist - und mit ihr das ständige Herausposaunen eines vermeintlich
selbst erfundenen, singulären Charakters, das lautstarke Herausplärren
der mutigen Exploration - und das langsam einsetzende, stillschweigende
Zurückkrabbeln in die sicheren Arme der Erwachsenenwelt. Gehört
alles zu dieser Erzählung. Und man landet mal mehr, mal
weniger nah am Ausgangspunkt. So ganz geht es nie zurück zum Start. Was sich festhalten
lässt: Am Ende ist doch eine Jede und ein Jeder etwas reicher an
Erfahrungen, was Möglichkeiten und Grenzen anbelangt.
Und Punk? Kann
dabei das Reiseunternehmen sein, dass einen an Plätzen absetzen lässt,
an dem ich mehr oder weniger zufrieden bin. Ohne kommt man gar nicht hin. Kommt eben darauf an, wo ich
"Halt!" rufe...
Punk als kulturelles Phänomen ist gleichermaßen
selbsternannte wie selbstbeschränkte Pubertät. Es ist immer dieselbe und
irgendwie berechtigte Idee vom Beenden einer Geschichte und das
Ausrufen eines (Auf-)bruchs. Das blieb nicht für eine bestimmte Generation reserviert, weil diese so dolle aufbegehrte und wahnsinnig einfallsreich, witzig und frech war. Jede und jeder hat das Recht zu fühlen: Ist ganz schön bunt und schillernd, das alles. Eben das alles hat aber eine Grenze. Und die ist ziemlich schnell erreicht. Von daher bleibt Punk geschichtslos - und wird ziemlich schnell öde, wenn sie zur Geschichte wird, die unbedingt fortgeführt werden möchte.
(
kleine Randnotiz: Dass "Punk" sich nicht selbst erlegt hat, stattdessen lieber
inkonsequent war und sich geschmeidig in das hässlichste aller kapitalistischen Stadien eingegliedert
hat, hängt mit der innewohnenden Selbstoptimierung zusammen, die sich so
wunderbar verträgt und herumkumpelt. Aber das
ist ein anderes Thema...)
Machen wir es kurz. 2021 bot auch die
Chance einer Erkenntnis. Punk: Das ist nicht viel. Aber wenn das auch
wenig ist, so ist das doch schon zumindest etwas. Und das ist schon
wieder im Spiegel of society as we know it sehr viel.
Gute Reise. Lebe wohl!
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