Er dreht sich die Zigaretten mit den von der Gartenarbeit angeschwollenen Fingern.
Er kocht das selbst angebaute Gemüse mit einem ordentlichen Schuss Rotwein im Kommunensuppentopf. Er lädt die biologisch-organisch bewegte Teilnehmerschaft eines auf der Kommune stattfindenden Workshops zu sich in das verwunschene Nebenhaus im Grün. Gerne stapft er auch jeglicher zivilisatorischer Gepflogenheiten entledigt pudelnackt durch die gehegte, aber nicht beherrschte Flora in Essex.
Der andere dagegen sitzt im beschaulicheren Garten seines Hauses und kann und möchte gar nicht seine Proletarierherkunft verbergen. Er geht lieber auf ein Bier in den Nachbarschaftspub und schaut dort Fußball. Er sagt oft und gerne Dinge wie "Fock off" und "bostaad".
Die beiden Herren, so unterschiedlich sie auch erscheinen mögen, teilen eine gemeinsame, bewegte Vergangenheit. Steve Ignorant und Penny Rimbaud können wohl als die Urbesetzung des schon recht bald unübersichtlich werdenden Punk-Konglomerates namens CRASS bezeichnet werden. Und es ist gerade das sensible Arrangement eben dieser beiden unterschiedlichen Lebensentwürfe und Momentaufnahmen, die diesen unten angeführten Film über CRASS zu einem höchst unterhaltsamen und sehenswerten Musikfilm machen, den ich hiermit jeden ans Herz legen möchte. Der Film ist es wert im Ganzen geschaut zu werden, sonst verschwindet zwischen dem Hin- und Herklicken der feine Blick auf die ehemaligen Protagonistinnen und Protagonisten.
Ein paar pointierte Highlights bietet der Film sowieso, wie z.B. die Auseinandersetzung beider genannter Herren mit dem Paparazzi-Photo von David Beckham in J-P Gaultier T-Shirt gekleidet, mit strassbesetztem Crass-Logo auf der Brust... Und wer bei den superben Arbeiten Gee Vauchers und ihren Super8-Aufnahmen, die das berühmte Crass-Motiv auf dem Stoppelfeld einfangen, nicht umgehend berührt wird, hat sowieso noch nie etwas von Punk verstanden. Steve Ignorant, das ehemalige Prollkind, tat dies. Davon zeugt jedenfalls sein Enthusiasmus beim sich-Erinnern. "my experience was: It never stopped. And it was a lifestyle....- a good one."
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